NAUS zum 1.Mai – Redebeiträge zum Kampftag der Lohnabhängigen

Die folgenden drei Redebeiträge wurden auf der Kundgebung am Albertplatz in Dresden anlässlich des 1. Mai gehalten, zu der das Anarchistische Netzwerk Dresden aufgerufen hatte.

 

Pharmapatente, Impfstoff, Ausgangssperre – die Linke und der Staat

„Nun auch von links!“ – So überschrieb die Morgenpost am vergangenen Sonntag einen Artikel über eine linke Demo gegen die Ausgangssperre.
Darin konnte man lesen, am Freitagabend hätten erstmals(!) Dresdner Antifa-Gruppen gegen den staatlichen Umgang mit der Corona-Krise demonstriert, nachdem sich die politische Linke vormals darauf beschränkt hätte, gegen rechte Coronaleugner:innen zu demonstrieren und staatliche Maßnahmen in Schutz zu nehmen.
So ignorant diese Behauptung auch sein mag und so sehr sie politische Aktionen des letzten Jahres negiert, etwa politische Einkaufsschlangen, Auseinandersetzungen mit Wohnungslosigkeit, Ausgangssperren und so weiter – es steckt ein Funken Wahrheit in dieser Fehlanalyse, den wir selbstkritisch anerkennen müssen:
Moralgeladene Gegendemos zu der sog. „Querdenken“-Strömung einerseits und das Anrufen des Staates um „härtere Maßnahmen“ andererseits, zeugt von der linken Ideenlosigkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie. Nun ist man also einmal in Black-Bloc-Ästhetik durch das Viertel gezogen: „Impfstoff für alle, sonst gibts Krawalle“ – bei der MoPo hat das offenbar viel Aufmerksamkeit erregt, militante Selbstvergewisserung inklusive – als Analyse oder gar Programm aber taugt das nicht.

Was „für alle“ in Europa bedeutet, zeigt, wie eigentlich immer, der Blick über dessen Grenzen. Im aktuellen Fall ist das der Blick nach Indien, wo grade genau das Massensterben eingesetzt hat, vor dem kritische Stimmen seit Beginn der Pandemie gewarnt haben. Tausende Menschen ersticken in den notdürftig improvisierten Lazaretten, noch mehr sterben schon auf dem Weg dorthin, ihre Leichen werden in den Straßen verbrannt. Alles das passiert nicht, obwohl in Europa & Nordamerika die medizinische Versorgung noch einigermaßen funktioniert, sondern deswegen!
Hier offenbart sich der grundlegende Trugschluss der Kritik an den staatlichen Maßnahmen: 80.000 Tote in Deutschland und Millionen mehr auf der ganzen Welt, Vereinzelung, Verarmung … Alle diese Folgen zeigen nicht das „Versagens des Staates“ – sie zeigen sein Funktionieren.

Die Konjunktur hat sich längst erholt, die Aktienmärkte sind auf einem Allzeithoch und die großen Privatvermögen sind in der so genannten „Krise“ nicht kleiner geworden, sondern ins Unermessliche gewachsen. Die Einsamkeit, die sozialen Härten, die vielen Toten, auch die, die noch kommen, sind längst eingepreist. „Die Gesellschaft“ versagt nicht, sie tut genau das, was sie, ihrer kapitalistischen Logik nach, tun soll: Sie verteilt um, von unten nach oben, sie hält die Produktionsverhältnisse aufrecht, sie erniedrigt und sie knechtet.

Ein Beispiel:
Es wird grade an vielen Stellen, und das völlig zu Recht, gefordert, die Patente an den Impfstoffen gegen COVID-19 freizugeben, die Unternehmen wie Pfizer, Moderna, AstraZenecca usw. produzieren.
Das passiert aus zweierlei Gründen nicht. Zum einen sind die Patente wichtige Instrumente zur Ausnutzung der nationalistischen Impfstoffkonkurrenz. Ungleiche Verteilung von Impfstoffen heißt eben auch, dass in Europa und in Nordamerika nur dann schnell geimpft werden kann, wenn sich ärmere Länder hinten anstellen. Zum anderen wäre mit der Patentfreigabe alleine noch nicht allzu viel getan. Impfstoffe, auch solche, die quasi open-source sind, müssen produziert, gelagert, verteilt, verabreicht werden. Jeder einzelne Schritt in dieser Kette ist eine Warenbeziehung. Um jeden einzelnen davon wird die Pharmaindustrie mit jedem Machtinstrument, das ihr zur Verfügung steht, kämpfen, und davon hat sie viele.

In einer Welt, in der alles Ware ist, ist die Gesundheit eben auch eine. Um daran etwas zu ändern, reicht es nicht, den Konzernen ihr patentiertes Wissen streitig zu machen. Die Gesundheitsversorgung muss dem Profitmotiv entzogen werden, nicht vereinzelt, sondern vollständig. Dazu gehören nicht nur Oligopole wie Pfizer, AstraZenecca und co. sondern auch Apotheken, die Masken für das zehnfache ihres Wertes verkaufen und ja, auch die niedergelassenen Ärzt:innen.
In Deutschland an Corona zu sterben, ist 50-70% wahrscheinlicher, wenn man arm ist. Das war schon so, bevor die großen Impfkampagnen gestartet sind und wird auch weiterhin so bleiben. Weil sich Berufe bei Sicherheitsunternehmen, in Lieferdiensten und in der Produktion nicht einfach so ins Homeoffice verlegen lassen. Weil sie öfter Vorerkrankungen haben, weil ihre Lohnarbeit sie zu Grunde richtet, weil sie keine Kapazität für Selfcare haben und weil es ihren Arbeitgebern und diesem Scheiß-Staat eben egal ist, ob sie die Verwertung ihrer Arbeitskraft überleben oder nicht. Um daran etwas zu ändern, müssen die Verhältnisse geändert werden. Will sagen: muss der bürgerliche Staat zerschlagen und das Kapital enteignet werden!

Traurigerweise ist an dieser Stelle der rhetorische Höhepunkt meines Beitrages überschritten…
Hier schließt sich nämlich ein realistischer Blick in die Runde an und die Erkenntnis, dass wir als Bewegung nicht einmal in der Nähe einer solchen tiefgreifenden Veränderung sind, dass wir diese Verhältnisse zu verändern gerade nicht im Stande sind, im Kleinen nicht und im Großen schon gar nicht.
Dass weite Teile der Lohnabhängigen kein antagonistisches Verhältnis zu ihren Arbeitgebern haben, sondern das eines Stockholmsyndroms, die Gewerkschaften und ihre völkischen „Sozialpartnerschaften“ eingeschlossen (Anmerk.: ausdrücklich ausnehmen wollen wir hier Basisgewerkschaften, wie die FAU Dresden) und das viele, gerade in dieser Stadt, sehr viel näher dran sind, auch noch das letzte bisschen Rücksicht und Empathie über den Haufen zu werfen und in die sog. „Triage“, dem tödlichen Aussortieren der vermeintlich Schwachen, zur Staatsraison zu machen, also in die Fußstapfen ihrer Großeltern zu treten.

Das Mittel, das uns also bleibt, ist die Subversion. Die Verweigerung und das Nicht-Mitmachen. Die ZeroCovid-Kampagne mag ihrem Charakter nach eher ein Staatsprogramm sein, als eine linke Position. Aber wenn die Süddeutsche Zeitung und IFO-Institut diese schon nach wenigen Tagen mit viel Theater als linksextremistisch denunzieren, dann zeigt das ja auch, dass eine gewisse Angst vor selbst einer solch milden Verzögerung der Marktmaschinerie zu herrschen scheint.
Unsere Aufgabe muss es also sein, den Finger in die Wunde zu legen und die Behauptung von der Alternativlosigkeit als das zu enttarnen, was sie ist: Eine Lüge!
Es muss eine präzise Verbindung gezogen werden, zwischen den herrschenden Verhältnissen und ihren beschissenen Auswirkungen. Zwischen dem Profitmotiv und dem knappen Impfstoff, zwischen der Erniedrigung und Erpressung in der Produktion und dem vermeidbaren Tod. Zehntausende in Deutschland und Millionen auf der ganzen Welt könnten heute noch am Leben sein, wären sie nicht gezwungen gewesen, sich in übervolle Bahnen zu drängen und zu ihren ungesicherten Arbeitsplätzen zu fahren.

Wir können und wir sollten, dafür sorgen, dass so viele von deren Hinterbliebenen wie möglich das nicht vergessen. Wir dürfen den Verhältnissen und ihren Verwalter:innen die Menschen, die wir an sie verloren haben und noch verlieren, nicht verzeihen. Ich möchte kotzen, bei jeder Gedenkfeier und jedem Kerzenritual, das heute schon von Gestalten wie MP Kretschmar und Bundespräsident Steinmeyer inszeniert wird.
Wenn es uns gelingt, den Hass auf diese mörderischen Verhältnisse zu schüren und klarzumachen, dass alle diese Verhältnisse umgeworfen werden müssen, dann können wir vielleicht wieder hoffen, zu einer handlungsfähigen Bewegung zu gelangen. Dann müsste man nicht hoffen, zur unerträglichen Normalität zurückzukehren, sondern könnte den vollmundigen Parolen von „sonst gibt’s Krawalle“ auch Taten folgen lassen, nicht nur des Impfstoffs wegen.
Bis dahin kann man sich nur wünschen, dass die systemrelevanten „Held:innen des Alltags“, die weiter zur lebensgefährlichen Arbeit gezwungen sind, so oft wie möglich krank machen, so langsam arbeiten, wie sie können und so oft sie damit durchkommen, ihr Werkzeug in die Maschine fallen lassen.

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Zum Aufruf Zero Covid

Vielleicht habt ihr schon von der Initiative Zero Covid gehört? Auch wir haben uns den deutschsprachigen Aufruf (https://zero-covid.org/) angeschaut und ihn diskutiert. Zum Glück haben andere bereits viele Argumente Pro und Contra geliefert, so dass wir euch an dieser Stelle nur auf einige spannende Artikel aufmerksam machen wollen. 
Das zentrale Ziel des Aufrufs ist die Ansteckungszahlen auf Null zu reduzieren. Dafür fordert ZeroCovid einen solidarischen europaweiten Lockdown. Anders als die aktuellen deutschen Maßnahmen, soll der Lockdown auch ein Shutdown sein. Die Wirtschaft soll bis auf die überlebenswichtigen Bereiche still gelegt werden. Dabei sollen alle mitgenommen werden. Gerade diejenigen, die aus verschiedensten Gründen nicht einfach so zu Hause bleiben können, sollen unterstützt und aufgefangen werden. Begleitet werden soll der Shutdown von einem Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur und einem Paradigmenwechsel in diesem Bereich: Menschen vor Profite. Logischerweise greift die vierte Forderung die Impfstoffproduktion auf. Da die Krise global und der Schutz menschlichen Lebens allen anderen Maßnahmen vorangestellt sein soll, müssen Impfstoffpatente aufgehoben und eine solidarische Verteilung organisiert werden. Natürlich stellt sich bei so umfassenden Maßnahmen die Frage nach der Umsetzbarkeit – im Kapitalismus mithin die Frage nach der Finanzierbarkeit. Die fünfte Forderung von ZeroCovid schlägt eine Umverteilung hoher Einkommen vor. Quasi eine Coronaabgabe für Reiche. 

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Plakat-Aktion: Coronapandemie? Nicht auf unseren Schultern!

Seit nun schon fast einem Jahr wütet die Corona Krise, nicht nur in Deutschland. Auch hier treffen die sozialen Folgen der Pandemie zuerst und vor Allem diejenigen, deren Lebensbedingungen vorher schon schwer waren:

junge Menschen, Menschen ohne sicheres zu Hause, wirtschaftlich Abgehängte, gesellschaftlich Ausgegrenzte, Geflüchtete und Menschen in anderen prekären Lagen.

Um auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, wurden im Dresdner Stadtgebiet, am 17.02.2021 mehrere Werbeflächen mit politischen Botschaften, wie „Zwangsräumungen stoppen!“, „Mehr Lohn statt Applaus“ oder „MAKE THE RICH PAY!“ ersetzt.

Die Initiative „Nicht auf unseren Schultern“ veröffentlichte dazu bereits am vergangenen Montag einen Katalog aus 10 Forderungen „5+5 Solidarität gegen Corona“. Dieser wurde in Plakatform verklebt und in mehreren 1.000 Ausgaben an Einwohner:innen verteilt.

„Die Umsetzung dieser Forderungen kann SOFORT und unmittelbar beginnen.“, so die Sprecher:in der Initiative Noah Jarusch. „Es gibt beispielsweise keinen Grund, warum nicht SOFORT leerstehender Wohnraum und ungenutzte Hotelzimmer für Menschen ohne Wohnung zugänglich gemacht werden. Diese Forderung ist nicht neu. Dass gerade trotzdem wohnungslose Menschen erfrieren, wie Anfang Februar in Dresden Pieschen, liegt einzig am fehlenden politischen Willen, das zu verhindern.“

Die Initiative kündigte in den nächsten Wochen weitere Aktionen an, um den Forderungen „5+5 Solidarität gegen Corona“ Nachdruck zu verleihen. Noah Jarusch dazu: „Im Moment ist es schwer sich politisch bemerkbar zu machen. Deswegen werden wir uns auch zukünftig den öffentlichen Raum dafür nehmen müssen. Die aktuelle Krise zeigt deutlich, dass diese Gesellschaft grundlegend anders organisiert werden muss. Diese Pandemie mag ein untypisches, unvorhersehbares Ereignis gewesen sein. Ihre Folgen aber sind es nicht. Sie treffen die am härtesten, die schon unter dem Normalzustand dieser Gesellschaft gelitten haben. Kapitalinteressen sind offenbar wichtiger als das Gemeinwohl und der Staat wird daran nichts ändern, also müssen wir das tun!“

Forderungen zum Download:

SOFORT und GLEICH

 

Call for Action: Soziale Kälte überwinden!

Am vergangenen Donnerstag wurde in einem leerstehenden Gebäude in Dresden Pieschen ein offenbar wohnungsloser Mensch erfroren aufgefunden. Dies ist die tödliche Konsequenz der sozialen Kälte, die durch diese Stadt und dieses Land weht. Es ist nicht der erste Tod dieser Art und ohne sofortiges Handeln, wird es, so befürchten wir, nicht der letzte bleiben.
Sozialbürgermeisterin Kaufmann sagt dazu in der SZ: „Es ist unser aller Aufgabe, noch deutlicher als sonst, die Augen offen zu halten. Jeder kann hilflose Menschen unterstützen!“
Wir sagen: Niemandes Leben darf von “Augen offen halten” abhängig sein. Vor allem aber könnten Sie(!) etwas tun, um Menschen zu unterstützen, und zwar heute noch!
Es bleibt keine Zeit zu verlieren: Wir fordern SOFORT ungenutzte Hotelzimmer, Ferienwohnungen und Wohnungsleerstand für Menschen ohne Wohnung zugänglich zu machen!
Alle Hotelbetreiber:innen, Wohnungseigentümer:innen und politisch Verantwortlichen tragen die Verantwortung für weitere Todesfälle, wenn nichts geschieht!

Wir rufen euch alle auf: Macht diese Forderung sichtbar! Markiert leerstehenden Wohnraum und Hotelzimmer! Geht Staat, Politik und Kapital auf die Nerven, so gut ihr könnt! Sie alle könnten JETZT etwas unternehmen. Tun sie es nicht, dann weil sie nicht wollen. Nehmt das nicht hin! Jede:r Tote ist eine:r zu viel!

Pressemitteilung der Initiative „Nicht auf unseren Schultern“ zur Veröffentlichung der Forderungen 5+5 Für Solidarität gegen Corona

Seit nun schon fast einem Jahr wütet die Corona Krise, nicht nur in Deutschland. Auch hier treffen die sozialen Folgen der Pandemie zuerst und vor Allem diejenigen, deren Lebensbedingungen vorher schon schwer waren:

junge Menschen, Menschen ohne sicheres zu Hause, wirtschaftlich Abgehängte, gesellschaftlich Ausgegrenzte, Geflüchtete und Menschen in anderen prekären Lagen.

Die Initiative „Nicht auf unseren Schultern“ veröffentlicht dazu einen Katalog aus 10 Forderungen „5+5 Solidarität gegen Corona“. Dieser wurde in mehreren 1.000 Ausgaben an Einwohner:innen verteilt.

   

„Fünf dieser Forderungen sind SOFORT realisierbar und müssen aus unserer Sicht auch sofort umgesetzt werden.“, so Sprecher:in Noah Jarusch. „Insbesondere während eines Lockdowns muss allen Menschen ein sicheres zu Hause garantiert werden, alle müssen Zugang zu wichtigen Informationen haben und finanzielle und soziale Probleme müssen abgefangen werden. Alle, die in Notgeraten sind brauchen sofortige und umfassende Hilfe! Diese Schritte sollte niemand fordern müssen. Sie sollten selbstverständlich sein!“

Die Initiative fordert in diesem Zusammenhang konkret unter anderem einen Rechtsanspruch auf Mietstundung, die Nutzbarmachung von leerstehendem Wohnraum aber auch bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung für essenzielle Berufe, die Verbesserung der Situation von Geflüchteten und die Umlagerung der Kosten auf wirtschaftlich privilegierte.

Bei der kurzfristigen Perspektive soll es aber nicht bleiben. „Die Folgen dieser Pandemie zeigen deutlich, dass diese Gesellschaft grundlegend umorganisiert werden muss. Wir haben deshalb fünf weitere Forderungen unter dem Motto ‚und gleich‘ aufgenommen, die dazu beitragen sollen, nicht nur die Folgen von Corona abzufangen, sondern die Gesellschaft insgesamt sozialer und gerechter zu machen. Auch das ist nur ein Anfang.“, so Jarusch weiter.

Der Mittelfristige Teil des Forderungskataloges beschäftigt sich unter anderem mit der Wiederherstellung und dem Ausbau von Grundrechten, dem Auf- und Ausbau selbstverwalteter Nachbarschaften, der gerechteren Verteilung von Wohlstand, dem Schutz flüchtender Menschen und der besseren Anbindung des ländlichen Raumes.

„Es handelt sich wie gesagt um mittelfristige Forderungen. Wir wollen damit zeigen, dass wir bereits heute Schritte unternehmen können, die unsere Gesellschaft lebenswerter machen und die in der Zukunft verhindern können, dass uns ähnliche Krisen in dieser Art treffen.“

Bereits im April 2020 hatte das nachbarschaftliche Solidaritätsnetzwerk Dresden West einen ähnlichen Katalog veröffentlicht. NAUS gehörte auch damals zu den Unterzeichnenden. „Die Situation hat sich seit dem letzten Jahr nochmals verschärft und es ist noch deutlicher geworden, dass wir es hier mit einem langfristigen Problem zu tun haben.“, so Jarusch. „Wir wollen deutlich machen, dass nur grundlegende Umgestaltungen ähnliche Auswirkung in der Zukunft verhindern können. Diese Pandemie mag ein untypisches, unvorhersehbares Ereignis gewesen sein. Ihre Folgen aber sind es nicht. Was hier grade passiert, ist kein Ausnahmezustand, sondern der Normalzustand unter einem Brennglas.“

Forderungen zum Download:

SOFORT und GLEICH

Redebeitrag gegen die Querdenken-Aktionen am 12.12.2020

Klar statt Quer denken!
Als antikapitalistische Kampagne aus Dresden suchen wir solidarische Antworten auf die Probleme und Herausforderungen der aktuellen kapitalistischen Krise zu finden. 
Die sogenannte „Querdenken“ Bewegung bietet solche Antworten nicht – im Gegenteil:  Ihre Anhänger*innen sehnen sich nach einer noch autoritäreren Gesellschaft, nach noch mehr Konkurrenz, noch mehr Ellbogen, noch mehr Alle gegen Alle.
Alles das verstellt den Blick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Krise. Denn diese Pandemie mag ein untypisches, unvorhersehbares Ereignis gewesen sein. Ihre Folgen aber sind es nicht.
Diese Krise trifft vor Allem jene, die schon unter dem Normalzustand dieser Gesellschaft gelitten haben: arme Menschen, prekär Beschäftigte, sozial Benachteiligte, Betroffene von häuslicher Gewalt.
Ein Beispiel: Das Gesundheitssystem gerät an seine Grenzen. Kommunen suchen nach freiwilligen Helfer:innen in der Kranken- und Altenpflege, weil das System auf diesen Ausnahmezustand nicht vorbereitet ist. Es ist aber kein neues Problem, dass es nicht genug Pflegepersonal in Sachsen gibt. Es ist das Ergebnis davon, dass seit Jahrzenten Arbeiter:innen in der Pflege unter furchtbaren Bedingungen arbeiten, schlecht bezahlt werden und der letzte Cent aus ihrer Arbeitskraft gepresst wird. Diese Menschen brauchen keine leeren Dankesworte und keinen Applaus vom Balkon, wir brauchen Kontrolle über unsere Arbeitsbedingungen und gerechte Bezahlung.
Dieses Beispiel zeigt, wie viele andere auch, dass uns hier grade nicht die unvorhersehbaren Folgen eines historischen Ereignisses treffen. Was hier grade passiert, ist kein Ausnahmezustand, sondern der Normalzustand unter einem Brennglas. 
Vom Pflegenotstand zu im Stich gelassenen Prekär-Selbstständigen, von Betroffenen häuslicher Gewalt, die mit den Tätern zu Hause eingeschlossen werden, zu Wohnungslosen, die kein zu Hause haben, in dem sie bleiben könnten, von Jugendarbeit, der die Mittel zusammengestrichen werden, zu Geflüchteten, die in Sammelunterkünften nicht einmal ansatzweise Abstand zu anderen halten können:
Der Staat und das Kapital lassen gerade all jene durch das Netz dieser Gesellschaft fallen, die ihnen ohnehin schon immer scheiß egal gewesen sind! Denn weiter zur Lohnarbeit erscheinen dürfen wir alle, egal ob unsere Jobs essenziell sind oder nicht, weiter Miete zahlen müssen alle, egal ob sie sich das noch leisten können oder nicht. Leben retten und Infektionsschutz enden da, wo sie Wirtschaft und Kapital gefährden. Diese Gesellschaft, dieses System steckt nicht in einer Krise, es ist die Krise!
Wenn wir Krisenauswirkungen wie diese abfangen wollen, wenn wir eine Gesellschaft wollen, die wirklich Sicherheit für alle bietet, dann brauchen wir weder die autoritäre Bearbeitung dieser Seuche durch den Staat, noch durch das kapitalistische Gesundheitssytem und schon gar keine rechten Phantasiegebilde von Verschwörungsideolog:innen und Faschist:innen.
Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Gesundheitsversorgung sich am Bedarf der Menschen und nicht an Profitinteressen orientiert. Wir müssen uns als Betroffene miteinander organisieren und aktiv werden. Kapitalinteressen sind in dieser Gesellschaft offenbar wichtiger als das Gemeinwohl und der Staat wird daran nichts ändern, also müssen wir das tun!

Rückschau: “Ihr kürzt uns nicht weg, ihr legt uns nicht still!”

Am 06.12. haben wir uns mit ca. 50 Personen in der Nähe des ehemaligen “Kinder- und Jugendhaus A19”, zu einer Kundgebung unter dem Motto “Ihr kürzt uns nicht weg, ihr legt uns nicht still!” zusammengefunden. Wir bedanken uns auf diesem Weg bei allen, die dem Aufruf am vergangenen Sonntag gefolgt sind. Besonders glücklich sind wir über die vielen verschiedenen Gruppen und Strömungen, die sich an der Kundgebung beteiligt haben. Das zeigt uns, dass es ein breites Interesse daran gibt, gemeinsam linke Antworten auf die Probleme zu finden, die die aktuelle Krise aufwirft und verschärft.

So wurden unter Anderem Redebeiträge der Schüler:innen-Gewerkschaft „Schwarze Rose“, der Gruppe „Die Leerstands-bewohner*innen“ sowie der Initiative „Nicht auf unseren Schultern“ verlesen. Im Rahmen eines offenen Mikrofones nutzten Betroffene der Kürzungen die Gelegenheit, von ihrer Situation zu berichten. So erzählte ein:e Mitarbeiter:in aus der sozialen Arbeit von wirtschaftlicher Unsicherheit, Kettenbefristung und Existenzangst, bezogen auf die eigene Situation, aber auch die Projekte im Ganzen. Den Wortlaut der Beiträge versuchen wir in den kommenden Tagen auf unserem Blog zur Verfügung zu stellen. Weiterlesen

Redebeitrag zur Kundgebung „Haushalt 2021/2022: Euer Ernst? Unser Einwand!“

Wir waren heute vor dem Rathaus mit dabei. Es war zwar kalt, doch die Stimmung gut. Danke an alle die da waren. Hier unser Redebeitrag.

„Nicht auf unseren Schultern“ (NAUS) – wir sind eine antikapitalisitische Kampagne aus Dresden, die sich mit den Umständen der Corona Pandemie hier in Dresden auseinandersetzt.
Unser Ziel ist es, solidarische Antworten auf die Probleme und Herausforderungen, der aktuellen kapitalistischen Krise zu finden. Wir wollen eine Plattform für verschiedene Akteur:innen schaffen, um sich auszutauschen und gegenseitig bei der Umsetzung unserer Forderungen und Ziele zu unterstützen.

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Haushalt 2021/22: Euer Ernst? Unser Einwand!

Kundgebung: Haushalt 2021/22: euer Ernst? Unser Einwand!
13.10.2020 – 14-17 Uhr – Rathaus Dresden
Der neue Dresdner Haushaltsentwurf wurde vorgestellt und es soll in den sozialen Bereichen teilweise massiv gekürzt werden. Wir nehmen diese Kürzungen nicht hin – für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe, der Gleichstellungsarbeit, der Kultur und der sozialen Infrastruktur in Dresden – gerade in Zeiten der Pandemie!
 
Gemeinsam mit euch gehen wir deshalb auf die Straße und übergeben gesammelt unsere Einwände. Mit einem Einwand zeigen die Bürger*innen, an welchen Stellen des Haushalts Änderungen notwendig sind. Diese werden dann im Stadtrat vorgestellt, diskutiert und haben deshalb Einfluss auf die Entscheidung des Stadtrates über den Haushaltsentwurf.